Somnambulismus – Der Mythos Schlafwandeln

Schlafwandeln gehört zu den parasomnischen Schlafstörungen und bezeichnet einen unbewussten Wachzustand während des Schlafs. Erfahre hier, was hinter dem Mythos Schlafwandeln steckt und wie es dazu kommt, dass wir ohne Bewusstsein & Erinnerung aus dem Schlaf erwachen und durch die Nacht wandeln.

Inhaltsverzeichnis

      1. Was bedeutet Schlafwandeln?
      2. Das passiert beim Schlafwandeln
      3. Ursachen und Auslöser von Schlafwandeln
      4. Ist Schlafwandeln schädlich?
      5. Schlafwandeln vermeiden
      6. Fazit

      1. Was bedeutet Schlafwandeln?

      Beim Schlafwandeln, in der Wissenschaft auch als "Somnambulismus" bezeichnet, handelt es sich um eine Schlaf- bzw. Aufwachstörung, die zu den so genannten Parasomnien (Schlafunterbrechungen) zählt. Der Mythos tritt häufiger bei Kindern auf, aber auch bis zu 7% der Erwachsenen wandeln Ärzten zufolge gelegentlich im Schlaf umher. Der außergewöhnliche Zustand, in dem wir ohne richtig aus dem Schlaf zu erwachen aufstehen, durch die Wohnung irren und am nächsten Tag keine Erinnerung an den nächtlichen Ausflug haben, dauert in den meisten Fällen nur wenige Sekunden bis Minuten an und findet meist hauptsächlich im Schlafzimmer statt. Warum wir in der Nacht umherirren kann dabei unterschiedliche Gründe haben und je nach Ausprägung auch ernste Gefahren mit sich bringen.

      2. Das passiert beim Schlafwandeln

      Beim Schlafwandeln werden einige Bereiche im Gehirn aus dem Schlaf geweckt und aktiviert, während ein anderer Teil weiter schläft. Betroffene werden also in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf versetzt und sind zusagen „unvollständig aufgewacht“. Verschiedene Studien aus der Schlafforschung zeigen, dass während des Schlafwandelns diejenigen Hirnareale, welche unsere Bewegung und Motorik steuern, so aktiv sind wie im Wachzustand, wohingegen andere wichtige Bereiche, wie etwa die für die Gedächtnisbildung und Interaktion mit der Umwelt zuständigen Hirnareale, nicht von ihrer für den Schlaf typischen Aktivität abweichen.

      Unser Gehirn schläft also weiterhin, weshalb wir während des Umherwandelns wie in Trance sind und kaum bis gar nicht über wichtige Nerven- und Hirnfunktionen wie die Orientierung, Schmerzwahrnehmung und unsere generelle Interaktions- und Reaktionsfähigkeit verfügen. So kommt es dazu, dass Schlafwandler aufstehen, umherlaufen oder gar eine Mahlzeit einnehmen, jedoch nicht ansprechbar sind und am nächsten Tag keine Erinnerung an die Wachphase haben.

      3. Ursachen und Auslöser von Schlafwandeln

      Die Ursachen des ungewöhnlichen Phänomens sind noch nicht vollständig bekannt. Schlafwandeln tritt ausschließlich in den Tiefschlafphasen oder im Übergang von Tiefschlaf zum Aufwachen auf. Es hat somit, auch wenn häufig angenommen, nichts mit dem Träumen zu tun und kann auch gar nicht in einer Traumschlafphase (REM-Schlaf) stattfinden, denn hier schützt uns die so genannte Schlafparalyse in der Regel vor unkontrollierten Bewegungen.

      Wissenschaftler vermuten, dass der Tiefschlaf bei Schlafwandlern insgesamt störungsanfälliger und weniger stabil ist. Sie reagieren während des Schlafs empfindlicher auf äußere (Geräusche, Licht oder Berührungen) oder auch körpereigene Reize (Harndrang, Stress, Schmerz), die dann das unvollständige Erwachen auslösen. Und auch der Reifegrad des zentralen Nervensystems könnte entscheidend an der Reizreaktion während des Schlafs beteiligt sein und einen Einfluss darauf nehmen, ob jemand schlafwandelt oder nicht. Das würde auch erklären, warum Kinder öfter betroffen sind als Erwachsene. Im jungen Alter von 4 bis 8 Jahren befindet sich das Gehirn noch in der Entwicklung und das zentrale Nervensystem ist nicht ausgereift.

      Übrigens: Forschern zufolge besteht für die Kinder von Schlafwandlern ein Risiko von 60 %, selbst zu Schlafwandlern zu werden, da eine Neigung zur Schlafwandelei auch genetisch bedingt und mit der vererbten Reifungsentwicklung des zentralen Nervensystems zusammenhängen könnte.

      Weitere mögliche Auslöser für Schlafwandeln im Überblick:
      • Psychische Belastungen und Stress
      • Schlafmangel
      • Einnahme & Konsum bestimmter Medikamente, Alkohol oder Drogen
      • Innere & körpereigene Reize wie Schmerzen
      • Äußere Reize wie Licht, Geräusche, Berührungen

      4. Ist Schlafwandeln schädlich?Schlafwandeln: Keine Erinnerung am Morgen an die Aktivität in der Nacht

      Meist können sich Betroffene am nächsten Morgen gar nicht an die nächtlichen Ausflüge erinnern und erfahren erst durch die Anwesenheit einer weiteren Person, dass sie schlafwandeln. Schlafwandeln ist im Grunde eine eher harmlose Schlafstörung, die vor allem bei Erwachsenen ohnehin eher selten auftritt. Trotzdem birgt der "halbwache" Zustand durch die unkontrollierte Aktivität auch Gefahren, etwa wenn Schlafwandelnde unbewusst das Haus verlassen oder mit gefährlichen Gegenständen wie Scheren, Messern etc. hantieren. Betroffene sind in diesen Momenten nicht gänzlich bei Bewusstsein, können Risiken nicht einschätzen oder adäquat auf Gefahren reagieren. Sollten du oder ein Familienmitglied unter gelegentlichem Schlafwandeln leiden ist es deshalb empfehlenswert, den Schlafbereich zu sichern und beispielsweise Türen und Fenster in der Nacht zu verschließen oder potenziell gefährliche Gegenstände aus dem Schlafzimmer zu entfernen

      5. Wie kann ich Schlafwandeln vermeiden?

      Krankheiten, Stress oder fehlende Entspannung können das Nervensystem belasten und die Reizempfindlichkeit während des Schlafs erhöhen. Ein ruhiger und ungestörter Schlaf ist demnach eine gute Voraussetzung dafür, das Aufschrecken oder Aufwachen aus dem Tiefschlaf zu vermeiden und Schlafwandeln gar nicht erst möglich zu machen. Sofern keine ernsthafte Erkrankung hinter einer Neigung zum Schlafwandeln steckt, kann es eventuell helfen, vor dem Schlaf gezielt herunterzufahren und sowohl eine körperliche, als auch psychische Entspannung zu unterstützen, um den Schlaf insgesamt zu fördern und ein nächtliches Erwachen zu meiden.

      Hier findest du unsere Entspannungstipps und in diesem Artikel erfährst du, welche beruhigenden und natürlichen Extrakte dich beim Entspannen vor dem Schlaf unterstützen können.

      Aufgepasst! Sicher hast du schon einmal gehört, dass man Schlafwandelnde lieber nicht aufwecken sollte – und das aus gutem Grund! Das plötzliche Erwachen aus dem Tiefschlaf kann nämlich nicht nur extrem überraschend sein, sondern verwirrend auf den Betroffenen wirken oder sogar zu panischem, aggressivem oder unvorhersehbarem Verhalten führen. Besser ist es, Schlafwandelnde sanft zurück zum Bett zu führen, wo sie meist schnell wieder zur Ruhe kommen und weiterschlafen können.

      6. Fazit

      • Schlafwandeln bezeichnet den unbewussten Mischzustand aus Wachsein und Schlaf, in dem der Körper aktiv ist, aber der Geist weiter schläft.

      • Schlafwandler erwachen unvollständig aus dem Tiefschlaf und können sich meist nicht an die Wachphase erinnern.
      • Mögliche Ursachen für Schlafwandeln liegen in einem geringen Reifegrad des Nervensystems und einer geringen Reizempfindlichkeit während des Tiefschlafs, beispielsweise durch Stress, psychische Belastung oder Erkrankung.
      • Schlafwandeln ist grundsätzlich nicht schädlich, kann aber zu gefährlichen und risikobehafteten Situation führen.

      Liebe Grüße und bis bald!

       

      1 Kommentar

      Es ist erschreckend, das man kein Schmerzempfinden hat. Ich muss mich sehr gestossen haben, ohne es zu merken. Morgens hatte ich riesige blaue Flecken an der rechten Körperhälfe, wovon ich nichts gemerkt hatte.
      Ich mache Sachen, die mir erzählt werden, wovon ich aber absolut nichts weiß.

      Barbara 02. November 2022

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